Möchtest du deine persönliche Mut-Mach-Geschichte mit uns teilen? Dann schreibe sie uns an [email protected] .
Familie Meißner
"Unser Traum von der eigenen kleinen Familie."
Mein Name ist Regine Meißner, bin 42 Jahre, verheiratet und Mutter von Zwillingen im Alter von 15 Jahren. Ich wohne in Steinheim, bin in Murr aufgewachsen und meine Mut-Mach-Geschichte liegt fast 16 Jahre zurück.
Mein Mann Kay und ich heirateten 2007 und uns war schon vorher klar, wir möchten gerne eine Familie gründen. Nachdem es ein Jahr nicht mit der Schwangerschaft klappen wollte, holten wir uns ärztlichen Rat. Erstmal ein kurzer Schock, die Wahrscheinlichkeit auf natürlichem Weg schwanger zu werden liegt bei uns unter einem Prozent. Uns wurden Möglichkeiten aufgezeigt, wie wir trotzdem unserem Familienglück näherkommen können. Bei uns kam nur die In-Vitro-Fertilisation (IVF) in Frage.
Wir haben die Challenge angenommen. Ich möchte nicht zu lange auf die Details eingehen… nach einer Hormontherapie, täglichem Spritzen, Tabletteneinnahme strikt nach Uhrzeit, unsagbaren Schmerzen, Enttäuschungen, wenn es nicht geklappt hat und Beträge, die einen Kleinwagen kosten war ich Anfang 2009 endlich schwanger und überglücklich. 6 Monate hatte ich eine Traum-Schwangerschaft. Keine Übelkeit, keine Beschwerden, alle Untersuchungen verliefen ohne Probleme. Ich hatte ein paar Untersuchungen mehr, da ich durch die künstliche Befruchtung und der Zwillingsschwangerschaft als Risikoschwangere eingestuft wurde.
Dann hatte ich plötzlich am Mittwoch, 15. Juli 2009 abends gegen halb elf einen Blasensprung in der 25. Schwangerschaftswoche (SSW). Bei mir lief es wie ein Film im Kopf ab…aus der Traum einer glücklichen kleinen Familie. Ich war mir bewusst, dass der Blasensprung viel zu früh passierte und konnte mir nicht vorstellen, wie es jetzt weitergehen sollte. Man muss im Nachhinein sagen, zum Glück wusste ich nicht, was da noch alles auf mich zukommen sollte.
Mit dem Krankenwagen wurde ich ins Klinikum nach Ludwigsburg gebracht ( das Anschauen und Auswählen der Krankenhäuser, welche für mich für die Geburt in Frage gekommen wären, war sozusagen für die Katz). Nach einigen Untersuchungen wurde auch der damalige Leiter der Frauenklinik hinzugezogen. Da ich die 24. SSW vollendet hatte, wird alles medizinisch Mögliche getan, um das Leben der Ungeborenen zu retten. Wäre der Blasensprung 4 Tage früher passiert, hätten wir als Eltern entscheiden müssen, ob die Klinik lebenserhaltene Maßnahmen einleiten soll oder nicht. Wir sind sehr froh, dass wir diese Entscheidung nicht selbst habe treffen müssen. Somit wurde uns erklärt, dass ich das Krankenhaus nicht mehr verlassen werde, bis die Kinder das Licht der Welt erblickt haben. In dieser Nacht bekam ich noch die erste Lungenreifespritze, da in der besagten SSW die Lungen noch nicht ausgebildet waren und zum Leben notwendig. Zusätzlich bekam ich Wehenhemmer verabreicht, da der Körper mit dem Blasensprung die Geburt sozusagen einleitet und Wehen an der Tagesordnung standen. Ich bekam durchgehend die Höchstdosis der Wehenhemmer mit dem Nebeneffekt als ständiger Begleiter einen Ruhepuls von 140 zu haben. Jeden Tag bekam ich Blut abgenommen, um sofort zu erkennen, ob eine Entzündung vorliegt. Antibiotika bekam ich sicherheitshalber, Thrombosespritzen standen auf der Tagesordnung, da ich nicht mehr Aufstehen durfte. Somit musste ich auch jegliches Geschäft im Bett im Liegen verrichten und Essen und Trinken ebenfalls. Meine Würde gab ich sozusagen an der Kliniktür ab, ich wusste aber für wen ich das alles durchstehen würde. Jeden Tag bei der Visite wurde neu entschieden, ob die Kinder geholt werden müssen oder sie noch einen Tag länger im Mutterleib bleiben können. In dieser Zeit besuchte uns die Oberärztin der Kinderklinik und klärte uns auf, wie die Chancen stehen, wenn die Kinder jetzt schon geholt werden müssen. 50 % der Kinder in dieser SSW überleben es nicht, davon wieder die Hälfte leben mit Behinderung. Das heißt ein Viertel der Frühgeborenen in dieser SSW haben die Chance auf ein gesundes Leben. Damit war klar, jeder Tag, den die Kinder noch im Mutterleib bleiben können war überlebenswichtig.
Nach 14 Tagen kam allerdings der Tag, an dem es nicht sicher war, ob eins der Kinder noch gut genug versorgt wurde. Der Kaiserschnitt wurde geplant, am Donnerstag, den 30. Juli 2009 (SSW 26+5) morgens um 8:00 Uhr sollten die Beiden geholt werden. Es war sehr viel los an diesem Morgen im OP des Kreissaals. Anwesend von der Kinderklinik: zwei Schwestern, zwei Assistenzärzte, zwei Oberärzte…pro Kind ein Team von drei Personen. Dann natürlich die Anästhesie, Ärzte der Frauenklinik usw. Ich war in vollem Bewusstsein auf dem OP-Tisch solange als möglich, da das Betäubungsmittel nicht auf die Kinder übergehen sollte. Als sie mich mit Desinfektionsmittel einrieben gab ich dann doch mal den Hinweis, dass sie mich bitte vor dem Schnitt schlafen legen sollten. Es ging soweit alles gut. Jonas kam um 9:21 Uhr mit 840 g und Sophie um 9:22 Uhr mit 860 g zur Welt. Ich bekam hiervon nichts mehr mit und wachte später im Aufwachraum auf. Die Kinder wurden in der Zwischenzeit erstversorgt und im Inkubator von der Frauenklinik auf die Intensivstation der Kinderklinik gebracht. Erst ein Tag später war ich soweit stabil, dass ich im Rollstuhl in die Kinderklinik geschoben werden konnte. Wir wurden auf den ersten Anblick schon im Vorfeld vorbereitet, unsere Kinder dann aber tatsächlich im Inkubator über und über mit Kabeln und Zugängen und mit Tubus vollbeatmet da liegen zu sehen war dann doch nicht ganz leicht. Aber…sie lebten! und sie hatten keine Hirnblutungen, die bei Frühgeburten in dieser SSW nicht gerade selten auftreten. Sie lagen vor uns wie frisch geschlüpfte Vögelchen, die Haut ganz dünn und eine Windel an, die nicht größer als ein Taschentuch war. Der Kampf ums Überleben begann. Die Schwestern und Ärzte kümmerten sich behutsam um die Kinder und auch um uns. Wir wurden gleich angehalten unsere zwei im Inkubator zu berühren, da sie unsere Nähe brauchten. Damit wurde uns von Anfang an die Hemmschwelle genommen, da man natürlich Angst hatte ihnen weh zu tun. So klein und verletzlich lagen sie vor uns.
Jeden Tag fuhr ich ins Krankenhaus. Manchmal wusste ich nicht, wie ich dorthin kam. Ob ich über rote Ampeln gefahren bin oder welche Strecke ich genommen habe. Ich fuhr wie in Trance 3 ½ Monate in die Klinik, immer mit den Gedanken bei den Kindern. Da es jeden Morgen nicht klar war, welche Hiobsbotschaft mich erwartete. Mein Mann musste zusätzlich noch jeden Tag zur Arbeit und kam jeden Nachmittag in die Klinik. Seine Elternzeit wollten wir natürlich erst nutzen, wenn wir die Kinder mit nach Hause nehmen können. Am dritten Lebenstag hatte Jonas einen Lungenriss durch ein geplatztes Lungenbläschen und er musste eine Lungendrainage über sich ergehen lassen. Sophie hatte einen offenen Duktus, dies versuchte man mit Medikamenten zu behandeln. Nach 10 Tagen konnte man die Vollbeatmung in eine Atemunterstützung eintauschen. Das war eine Wohltat, denn wir konnten zum ersten Mal beim Weinen ihre Stimmen hören. Leider ging es ab diesem Tag nicht nur bergauf, denn Jonas musste eine Woche später wieder intubiert werden. Seine Lunge war sehr krank und er musste ins künstliche Koma gelegt werden. Er musste wieder kämpfen…zwei Wochen später hat er diesen Vorfall überstanden und man konnte die Vollbeatmung wieder entfernen. Ab diesem Tag ging es immer in ganz kleinen Schritten aufwärts, manchmal auch einen Schritt zurück. In den nächsten Wochen nahmen sie stetig zu, lange über die Magensonde, dann aus Fläschchen und später auch an der Brust. Natürlich immer Mama´s Muttermilch, die ich alle vier Stunden abgepumpt habe. Am Freitag, den 13. November 2009 wurden beide ohne Magensonde, ohne Monitor, einfach nur als „ganz normale“ Baby´s entlassen. Nur die Angst schwebte natürlich immer mit, da wir ohne Monitor nicht sofort hören konnten, ob sie mit genug Sauerstoff versorgt wurden usw. Aber wir lernten mit der Situation umzugehen. Und waren überglücklich unsere zwei Süßen endlich zu Hause zu haben. Doch das Krankenhaus sollte noch eine Weile unser stetiger Begleiter sein. Wir waren mehrmals im Jahr dort Gast, da die beiden öfters an einer Lungenentzündung litten. Das lag daran, dass die Lungen noch nicht ausgreift waren und somit sehr anfällig.
Mit 10 Monaten wurde Sophie am Duktus operiert, da er mit Medikamenten nicht geschlossen werden konnte. Danach machte auch sie tolle Fortschritte, denn vor der OP war das Krabbeln sehr anstrengend, da in ihrem Körper der Lungen- und der Herzkreislauf noch verbunden war. Bis Beide 6 Jahre alt waren hielten die Aufenthalte in der Klinik an, aber immer in größeren Abständen. Als wir damals aus der Klinik entlassen wurden, konnten uns die Ärzte nicht mit Sicherheit sagen, ob Jonas und Sophie vollständig gesund sind. Es können immer im Laufe des Wachstums Defizite auftauchen, die man nicht voraussagen kann.
Heute sind wir jeden Tag dankbar, zwei gesunde Kinder zu haben. Wir wertschätzen jeden Tag, auch wenn im Alltag nicht jeder Tag rosig ist. Verlustängste treten in bestimmten Situationen immer wieder mal auf, aber ich nehme jeden Tag mit unseren Kindern wie ein Geschenk. Wir lieben das Leben und leben das auch so. Jeder von uns hat ein bestimmtes Päckchen zu tragen und die Last ist manchmal tonnenschwer. Und trotzdem, das Leben ist kostbar, versucht es mit Freude und Liebe zu füllen.
Dies ist meine persönliche Geschichte, deshalb kommen nicht viele Personen darin vor. Aber! Hinter mir standen in dieser Zeit und stehen auch noch heute eine großartige Familie, auf die ich immer zählen kann.
Nehmt Hilfe an, wenn ihr welche braucht und redet über Eure Geschichten. Niemand steht allein da. Es kann einem niemand die Last abnehmen, aber wenn man sie auf mehrere Schultern verteilen kann, ist sie leichter.
Paulina Ranger
Der Kampf um mein Leben und das Leben meiner Tochter
Es war Juli 2023, ich war gerade in der 37. Woche Schwanger, als ich einen Knoten in meiner linken Brust spürte. Ich sagte es meinem Mann und auch er konnte den Knoten spüren. Wie es der Zufall wollte, hatte ich am nächsten Tag einen Termin bei der Frauenärztin um zu schauen ob mit der Schwangerschaft alles in Ordnung war. Ich erzählte meiner Frauenärztin von dem Knoten und sie machte einen Ultraschall. Sie sagte mir ich solle mich in einer radiologischen Praxis vorstellen und das so schnell es geht. Gesagt getan. Mit einem mulmigen Gefühl fuhr ich sofort zur nächsten radiologischen Praxis und machte einen Termin für den nächsten Tag. Dort wurde mir dann nach einem weiteren Ultraschall gesagt, dass es aussieht, als sei das Brustkrebs jedoch nur eine Biopsie vollständige Gewissheit bringe würde. Also lies ich 3 Tage später eine Biopsie im Brustzentrum durchführen. Das war ein Montag, am darauffolgenden Freitag erhielt ich die Diagnose: Brustkrebs und das leider sehr aggressiv und man müsse schauen, dass meine Tochter zügig auf die Welt kommt, um mit meiner Therapie zu starten. Ein Schock für mich und meine Familie. Ich war 25 Jahre halt, schwanger mit meinem ersten Kind und stellte mir immer wieder die Frage warum ich. Einen Tag später brachte ich meine Tochter per Kaiserschnitt zur Welt. Und der Kampf um mein Leben began. Ich erhielt sofort alle nötigen Untersuchungen, um zu sehen, ob der Krebs „nur“ in der Brust sei oder sich bereits Metastasen gebildet hatten. Ich hatte Glück und es konnten keine Metastasen gefunden werden. Von CT über Knochenszintigramm und Port Anlage lies ich alles über mich ergehen immer mit dem Gedanken zu kämpfen für mich, meine Tochter und meine Familie. Ich erhielt 6 Zyklen starker Chemotherapie, litt unter starken Nebenwirkungen und versuchte nebenher meinem neugeborenen Baby gerecht zu werden. Nach der Chemotherapie wurde ich operiert. Beide Brüste wurden entfernt und mit Silikon wieder aufgebaut. Aufgrund von Wundheilungsstörungen musste ich nochmal operiert werden. Bei der zweiten Operation musste man dann noch die rechte Brustwarze entfernen, da diese leider im Heilungsprozesss abgestorben war.
Während alle Mamas um mich herum mit ihren Babys zum Babyschwimmen gingen oder Krabbelgruppen besuchten rannte ich von einem Arzt zum anderen, verlor meine Haare und war ständig müde und kaputt. Bis heute erhalte ich noch eine Antikörpertherapie. All das ist nun 15 Monate her. 15 Monate, in denen man lernt wie stark man sein kann wenn man keine andere Wahl hat. Zum heutigen Zeitpunkt bin ich Krebsfrei und schaue positiv in die Zukunft. Der Kampf und all die Strapazen haben sich gelohnt. Auch wenn der Weg manchmal noch so dunkel und steinig erscheint, geht es immer weiter und irgendwann kommt die Sonne zurück. Daran habe ich immer fest geglaubt. Ich habe durch diese Zeit das Leben auf einer anderen Weise lieben gelernt. Ich versuche jeden Tag zu genießen, zu lachen und zu lieben.
Meine Tochter, mein Mann und meine Familie waren mir eine große Stütze, ohne die und den Glauben daran das am Ende alles gut wird, hätte ich diese Zeit nicht überstanden.
Im Februar dieses Jahres verstarb meine Schwiegermutter an Brustkrebs. Ob mir das Angst macht? Ja manchmal schon aber die Angst darf dich nie lähmen. Ich kämpfe weiter, bleibe stark und habe dem Krebs gesagt, dass er sich die Falsche ausgesucht hat. Heute besuche auch ich Krabbelgruppen und gehe ins Babyschwimmen, habe wieder Haare auf dem Kopf und mein Lachen nie verloren.
Natürlich ist das nur eine kurze Zusammenfassung meiner Gesichte. Jedoch würde ich sie gerne teilen, um anderen Mut zu machen, dass egal wie schwer dir der Moment auch scheint, wie groß der Berg vor dir sein mag, es lohnt sich immer zu kämpfen.
Silke Naun-Bates
"Ich mag zwar meine Beine verloren haben,
doch meinen Mut, habe ich behalten behalten."
Bei einem Unfall im Alter von acht Jahren, verlor ich beide Beine.
Ich wuchs auf in dem Glauben, keinem Kind das Leben schenken zu können, weil mir erzählt worden war, dass bei den Operationen nach dem Unfall die weiblichen Organe im Unterleib entfernt worden wären. Dies stellte ich nicht in Frage und damals war es auch nicht wichtig für mich.
Im Alter von 21 Jahren, ich war gerade frisch verheiratet, sprach mein Hausarzt dieses Thema an. Er fragte mich, ob ich mir keine Kinder wünschte. Ich antwortete ihm, dass sich mir diese Frage nicht stelle, da es aus körperlichen Gründen unmöglich sei. Das ließ er so nicht stehen und bat mich, mich in der Uniklinik vorzustellen.
Nach einer eingehenden Untersuchung teilten mir die dortigen Ärzte mit, dass es zwar theoretisch möglich wäre, Kinder zu bekommen, gleichzeitig rieten sie jedoch dringend davon ab. Da die Haut auf der Vorderseite meines Beckens durch die Hautverpflanzungen sehr dünn war und hauptsächlich aus Narbengewebe bestand, gingen sie davon aus, dass die Bauchdecke bei starker Dehnung von innen reißen würde. Dies würde ich, aus ihrer Sicht, nicht überleben. Auch konnten sie nicht feststellen, ob durch die vielen Voroperationen eventuell Verwachsungen im Innern vorlagen. Das schien sie sehr zu verunsichern.
Ich fragte, ob es vergleichbare Erfahrungswerte gäbe. Nein, die gab es bis dahin nicht. Ich bedankte mich und fuhr nach Hause. Mein Entschluss stand fest: Ich würde es probieren.
Allen Bedenken und Ängsten zu Trotz. Diese Chance würde ich mir sicher nicht durch
irgendwelche Ängste oder Bedenken nehmen lassen. Ganz sicher nicht!
Die Schwangerschaft verlief problemlos und wahrscheinlich wie die vieler Frauen. Alle zwei Wochen ging ich zum Ultraschall, da die Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft eingestuft worden war. Im vierten Monat begab ich mich zur Vorstellung wieder in die Frauenklinik. Begeisterung ist etwas anderes, doch jetzt mussten die Ärzte eine Lösung finden. Ich wurde einem Professor zugeteilt, der sich mit mir zusammensetzte und die Schwangerschaft plante. Er bestand darauf, dass ich spätestens ab der 30. Schwangerschaftswoche in die Klinik kommen sollte, damit sie mich und das Kind unter Beobachtung hätten.
Ab der 30. Schwangerschaftswoche hielt ich mich also in der Klinik auf. Ich bekam ein Einzelzimmer und wurde rundum gut versorgt. Der Professor kam selbst an seinen freien Tagen, um nach mir und dem Kind zu schauen. In der 35. Schwangerschaftswoche zeigte der Wehenschreiber leichte Wehen an. Das Ärzteteam wollte kein unnötiges Risiko eingehen und reservierte für den nächsten Tag einen Termin im OP, um den Kaiserschnitt durchzuführen. Der Professor fragte mich um Erlaubnis, die Geburt mit Bildern zu dokumentieren. Gerne würde er diese in medizinischen Fachzeitschriften publizieren.
Am nächsten Tag wurde ich für den OP vorbereitet. Beruhigungsmittel lehnte ich ab, sodass ich auch im OP die Vorbereitungen gut verfolgen konnte. Es war ein Ärzteteam für die Operation anwesend sowie andere Ärzte, die einfach dabei sein wollten. Ein Team von Kinderärzten stand bereit, um mein Kind in Empfang nehmen zu können und in die Kinderklinik zu transportieren.
Um 15.36 Uhr erblickte meine Tochter Samantha das Licht der Welt, während ich schlief.
Als ich erwachte, erhielt ich ein Foto meiner Tochter und die Mitteilung, dass alles ohne die erwarteten Komplikationen verlaufen war. Meiner Tochter ginge es gut. Sie wog 2160 Gramm und entwickelte sich so gut, dass wir nach fünf Wochen Aufenthalt in der Kinderklinik gemeinsam nach Hause konnten.
Vielleicht fragst du dich , woher ich den Mut nahm, diese Entscheidung zu treffen. Letztendlich ging es dabei nicht um das Abwägen von Für und Wider, sondern darum, meiner Intuition, meiner inneren Stimme zu folgen. Und die sagte: „Du bist beschützt. GO!“ Ab da, galt es „nur“ noch den Fokus zu halten und Bedenken sein zu lassen.
Heute darf ich mich sogar Oma nennen …
Jürgen Mößner
Meine positiven Erfahrungen mit meinem „Burn-Out“
Das ist nicht nur meine Geschichte, sondern auch die Geschichte meines Freundes Jürgen Engelfried und mir. Begonnen hat alles mit meinem Burn-Out, deshalb erzähle ich meine Geschichte.
Seit meine Frau Martina und ich geheiratet haben, wohne ich in Murr. Wir haben 2 erwachsene Söhne. Alle Familienmitglieder sind seit langer Zeit und mit viel Freude im CVJM, beim Murrer Sommerferienprogramm und wir drei „Jungs“ auch im Posaunenchor aktiv.
Mit dem Beginn meines Weihnachtsurlaubs 2022 habe ich bisher Unbekanntes erlebt. Ich hatte mir zahlreiche Aktivitäten für die freie Zeit vorgenommen. Da ich gerne werke und bastle, hatte ich auch allerhand Sachen zum Bauen und Reparieren hingerichtet. Aber ab dem ersten freien Tag, hatte ich plötzlich das Gefühl, als hätte jemand einfach den Stecker meiner ganz persönlichen „Energieversorgung“ herausgezogen.
Obwohl ich mich vorher so auf diese Aktivitäten gefreut hatte, hatte ich plötzlich zu nichts Lust und vor allem auch gar keine Kraft. An den ersten freien Tagen über Weihnachten habe ich das noch mit einer anstrengenden Arbeitsphase in der Adventszeit und dem Bedürfnis, etwas abzuschalten und mich zu erholen, erklärt.
Doch es wurde auch über den Jahreswechsel nicht besser. Und als ich mich in der zweiten Januarwoche dann doch wieder aufraffen konnte/musste, zur Arbeit zu gehen, hatte ich genau das gemacht/erledigt: „Nichts!“
In den folgenden Wochen ging es so weiter, dass ich mich zwar zur Erfüllung meiner beruflichen Pflichten zusammenreißen konnte, aber im Privaten oder für die ehrenamtlichen Aufgaben brachte ich nichts mehr auf die Reihe. Nein, es wurde noch schlimmer: Im Verlauf der ersten Monate 2023 musste ich feststellen, dass mir auch Rückhalt durch meinen persönlichen Glauben an Jesus Christus irgendwie abhandengekommen war.
Der Glaube und das Vertrauen auf Jesus hatten mich bisher durch alle schwierigen Phasen z.B. nach Unfällen und während bzw. nach Operationen immer „hindurchgetragen“ und mir Kraft und Mut gegeben, weiterzumachen.
Ich konnte mittlerweile nachts, wenn ich mal aufgewacht war, nicht mehr einschlafen. Da kamen große Ängste vor eigentlich kleinen Aufgaben und Themen auf.
An dieser Stelle kommt Jürgen E. „ins Spiel“, mit dem ich seit jungen Tagen, als wir gemeinsam Zeltlager-Mitarbeiter am Metzisweiler Weiher waren, befreundet bin. Wir hatten uns, bedingt durch Jürgens Abwesenheit aus Murr längere Zeit nicht getroffen und bei einem Wiedersehen im März 2023 darüber ausgetauscht, wie es uns so geht. Eigentlich bezogen auf die körperlichen Blessuren und die Physio-Therapie, die beide machten und machen.
Ich habe dann Jürgen gegenüber kurz erwähnt, dass das aber gerade nicht meine große „Baustelle“ sei. Ich habe Hoffnung geäußert, dass mein „Winterblues“ nun mit dem frühjahrsbedingt besseren Wetter vielleicht zu Ende gehe. Jürgen hat aus nur wenigen kurzen Infos meine Situation überraschend genau erfasst. Ich war völlig verwundert. War es doch für mich so unerwartet und ungewöhnlich, was in dieser Zeit „mit mir passierte“.
Er hat mir direkt geraten, gleich in den nächsten Tagen zum Arzt zu gehen und mich untersuchen zu lassen. Das sei keine Bagatelle, sondern eine ernstzunehmende Erkrankung.
Jürgen hat mir an dem Tag, bevor wir auseinandergingen, noch zahlreiche Situationen geschildert, die er durch Beruf und eigenes Erleben kannte. Ich war einesteils verblüfft, wie gut er meine Lage einschätzen konnte und anderseits hat mich das noch viel mehr „runtergezogen“. Ich bekam es richtiggehend „mit der Angst zu tun“
Außerdem hat er mir angeboten, wenn ich Bedarf zum Reden oder Fragen hätte, könnten wir gerne gemeinsam spazieren gehen und uns dabei austauschen. Das haben wir dann gleich am nächsten Tag gemacht und daraus sind sehr, sehr viele gemeinsame Spaziergänge und Walking-Runden geworden.
Das Verblüffendste für mich war allerdings ein Satz, den Jürgen mir noch am Nachmittag unserer allerersten Unterhaltung als E-Mail geschickt hat: „Liebe Grüße, Dir viel Kraft in der Situation, ich glaube diese Phase kann eine ganz segensreiche Zeit für Dich werden, auch wenn Du es (noch) nicht glauben kannst!!!“
Damit konnte damals in dieser angsterfüllten Situation aber auch gar nichts anfangen. Wie sollte eine solche Zeit segensreich sein?? – Und dennoch ist es genau so gekommen.
Mein Hausarzt hat eine „depressive Phase“ festgestellt und mich tatsächlich gleich für längere Zeit krankgeschrieben. Ich wurde an Fachärzte überwiesen und bekam Anti-Depressiva und zusätzlich Psychopharmaka für die größten Angstphasen und damit ich überhaupt noch Schlafen konnte. Ein klassischer Burn-Out also.
Eine Reha oder Therapie wurde vom Facharzt-Urteil abhängig gemacht und dort war eigentlich über Monate kein Termin zu bekommen. So habe ich mir privat einen Coach gesucht, der mir seelsorgerlich und beratend sehr stark unter die Arme gegriffen hat. Wir konnten sprechen über die Ängste und über meine Glaubensprobleme. Und so ist es mit Hilfe der Medikamente und der mehrschichtigen beratenden Hilfe und der Gebete anderer für mich Schritt für Schritt besser geworden.
Für mich ein weiterer Segen war, dass ich dann doch noch schneller an der Psych. Ambulanz in Ludwigsburg einen Termin bekommen hat und zur Widerherstellung meiner Kräfte eine ambulante Reha in der GP5 Klinik in Marbach machen durfte.
So bin ich Verlauf von 5 Monaten wieder so weit gekommen, dass ich mit einer Wiedereingliederung im Beruf weitermachen konnte. Auch meine ehrenamtlichen und persönlichen Aufgaben haben mir wieder Freude bereitet.
Und ich habe im Verlauf dieses Burn-Outs viele, viele offene Gespräche geführt (obwohl das sonst nicht so mein Ding ist). Dabei hab ich einige Leute neu oder besser kennengelernt, zu denen ich bis heute Kontakt habe, so dass wir uns gegenseitig zu bereichern versuchen und uns Rat und Unterstützung geben.
Gleich in den ersten Gesprächen haben Jürgen und ich uns darüber unterhalten, dass es kaum einen Raum gibt, an dem man als Mann auch mal Schwäche zeigen und sich vielleicht über Dinge unterhalten kann, die nicht so toll laufen. Und dass es schön wäre, mit anderen Männern ins Gespräch zu kommen und Aktionen zu machen, so dass dadurch ein tolles Vertrauen und eine echte Gemeinschaft wächst, an der einer für den anderen da ist.
Das Thema hat uns in der ganzen Zeit nie losgelassen und so kam es Ende vergangenen Jahres zur Gründung des CVJM Männertreffs. Wir treffen uns in loser Folge zu Aktionen, zu Gesprächen und zu gemeinsamem Imbiss und versuchen, uns da gegenseitig Vertrauen zu geben.
Es hat sich für mich mehr als erfüllt, was Jürgen mir nach unserem ersten Gespräch geschrieben hat: „diese Phase kann eine ganz segensreiche Zeit für Dich werden, auch wenn Du es (noch) nicht glauben kannst!!!“
Viele Grüße
Jürgen Mößner
Leszek und Jessica
Durch Willenskraft und Mut schaffen wir das
2018 kam Maya auf die Welt.
Anfangs hieß es alles ist gut und sie ist gesund.
Jedoch merkte ich als Mama schnell, dass etwas anders war. Da war so ein Bauchgefühl.
Auch im Vergleich, mit der zwei Jahre älteren Schwester Lianna, gab es bei Maya Auffälligkeiten in der Entwicklung.
Maya folgte meinen Blicken nicht beim stillen, sie interessierte sich nicht für Spielzeuge und hatte die ganze Zeit eine Faust an der linken Hand, wie bei einer Spastik.
Und mein Bauchgefühl sollte recht behalten.
Mit 6 Monaten (wir waren gerade am Bodensee zum Urlaub machen) verdrehte Maya immer wieder für wenige Sekunden die Augen.
Wir sind vor Ort in eine Kinderklinik gefahren und waren rasch von vielen Ärzten umgeben als Maya wieder die Augen verdrehte.
Die Untersuchungen gingen los…..
Erste Diagnose: BNS Epilepsie auch West-Syndrom genannt. Eine seltene aber ernst zu nehmende Form von Epilepsie.
Nach einem Ultraschall vom Kopf, folgte direkt die zweite Diagnose, Schlaganfall.
Nach der Verlegung in die heimatnahe Kinderklinik folgten weitere Untersuchungen.
Maya hatte höchstwahrscheinlich noch in meinem Bauch oder kurz nach der Geburt zwei Schlaganfälle, ist blind und wird wahrscheinlich ein bettlägeriges Kind.
Anfangs dachten mein Mann und ich das alles kann nicht sein. Warum wir? Diese Frage habe ich mir als Mama so oft gestellt.
Heute weiß ich die Antwort.
Weil WIR es schaffen.
Ich habe einen tollen Mann an meiner Seite und einen liebevollen Papa für unsere zwei Mädels.
Lianna ist eine absolut großartige, verständnisvolle große Schwester.
Heute ist Maya 6 Jahre alt. Sie kommuniziert mit uns auf ihre eigene Art.
Vieles geht über Körpersprache, da sie noch nicht spricht.
Sie beginnt zu laufen, schafft inzwischen kleine Strecken an einer Hand gehalten.
Kann hell und dunkel unterscheiden.
Sie gibt so viel Liebe zurück durch ihre positive und fröhliche Art.
Maya lehrt uns, nie aufzugeben und zeigt wie viel man durch Willenskraft und Mut schaffen kann.
Alexandra Funk
Wir haben es gemeinsam geschafft
Es ist das Jahr 2015. Seit einiger Zeit fühle ich mich nicht so gut, bin viel müde und nicht mehr so belastbar. Ich gehe von Arzt zu Arzt, keiner findet jedoch die Ursache für meinen Zustand. Ich bin 18 Jahre alt und habe gerade mein Abi geschrieben, als meine Hausärztin auf gut Glück meine Nierenwerte bestimmen lässt. Diese sind so schlecht, dass sie mich direkt in die Notaufnahme schickt. Die Ärzte schauen mich an und glauben mir nicht. Das muss ein Messfehler sein sagen sie. Doch leider handelt es sich um keinen Fehler. Eine Woche später stehe ich vor der Entscheidung Dialyse oder eine Lebend-Nierentransplantation einer meiner Eltern. Dialyse würde bedeuten, dass ich jede Woche 3- bis 4-mal für 4h an eine Maschine angeschlossen werden müsste um mein Blut zu waschen. Dies würde die Wartezeit auf eine Niere durch eine Todspende überbrücken, mein Leben jedoch stark einschränken und auch für die sonstige körperliche Verfassung eine große Belastung sein. An der Dialyse wartet man in Deutschland im Schnitt ca. 8 Jahre auf eine Nierenspende. Also war schnell klar, dass einer meiner Eltern mir eine Niere spenden würde. Da meine Blutwerte so schlecht waren, musste es schnell gehen. Eine Entscheidung musste her. Da meine Mutter die gleiche Blutgruppe wie ich hat, war schnell klar, dass sie mir eine ihrer Nieren spenden würde.
Nach vielen Untersuchungen von ihr und mir und vielen Formalitäten wurde ich 3 Monate nach der Diagnose erfolgreich transplantiert. Meiner Mama geht es super und sie kann mit einer Niere problemlos weiterleben. Und dank ihrer Lebendspende konnte ich die letzten mittlerweile fast 8 Jahre mein Leben weitestgehend normal weiterleben.
Seit der Transplantation habe ich erfolgreich mein Studium in Medizintechnik abgeschlossen und bin ins Berufsleben gestartet. Nebenher ist meine Leidenschaft der Sport. Ich habe meine Liebe zur Leichtathletik nach der Transplantation wieder gefunden. Ich nehme seit 2017 an Meisterschaften der Transplantierten teil und konnte sowohl national als auch international schon viele Erfolge feiern. Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist mir dabei mein erster Weltmeistertitel über die 100 m in Malaga in Spanien 2017. Der Moment über die Ziellinie zu laufen und zu wissen ich habe es geschafft.
Zu meiner Mama auf die Tribüne zu schauen mit Tränen in den Augen
und sehen zu können:
Wir haben es gemeinsam geschafft !
Dank ihr darf ich hier stehen und das Leben feiern. Noch heute ein absoluter Gänsehaumoment für mich. Ein weiteres Highlight neben meinen Erfolgen war die Reise nach Australien im April 2023 mit meiner ganzen Familie zu den World Transplant Games. Hier konnte meine Mama die Goldmedaille beim 5 km Lauf gewinnen. Stolzer hätte ich in dem Moment nicht sein können und in diesem Moment wurde mir bewusst, dass das alles nicht möglich gewesen wäre, hätte sie mir vor 8 Jahren nicht eine ihrer Nieren gespendet. Denn dann würde ich wahrscheinlich noch heute auf eine Spenderniere warten!
Ich habe aus meinem Schicksal viel Gutes rausgezogen. Ich sehe es als meine Aufgabe auf das Thema Organspende aufmerksam zu machen. Denn nicht jeder hat das Glück wie ich durch eine Lebendspende ein Organ zu erhalten. Deshalb sehe ich es als meine Aufgabe aufzuklären und auf das so wichtige Thema aufmerksam zu machen.
Das Schicksal hat es zwar nicht immer gut mit mir gemeint und es gibt immer wieder Höhen und Tiefen. Ich habe jedoch nie den Mut und den Glauben daran verloren weiterzumachen und nach Rückschlägen wieder aufzustehen. Denn das gehört eben auch zu einer chronischen Erkrankung dazu.
Jens Kreutzer
Meine ganz persönliche Geschichte
Da die Mut-Mach-Tage mein persönliches Herzensprojekt sind, möchte ich meine ganz persönliche Geschichte mit euch teilen. Ich wohne seit meiner Geburt in Murr und habe hier den Kindergarten und die Grundschule besucht. In meiner Jugend war ich im CVJM, SGV, Musikverein und auch der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Aufgewachsen bin ich mit zwei tollen Schwestern und wundervollen Eltern. Mittlerweile habe ich eine wundervolle Frau und drei großartige Töchter. Hierfür bin ich sehr dankbar und auch stolz ;)
Doch dies war nicht immer so, als ich vier Jahre alt war, ist meine Schwester (damals war sie kurz vor ihrem 2 Geburtstag) gestorben. Sie lag an einem Mittwochabend ohne Atmung in ihrem Bett. Der Rettungsdienst konnte ihr leider nicht mehr helfen. Alle, sofort eingeleiteten, Erste-Hilfe-Maßnahmen waren vergebens. Ich kann mich heute, nach über 30 Jahren, noch an jedes Detail dieses Abends erinnern.
Als ich 14 Jahre alt war, feierten meine Großeltern ihre goldene Hochzeit. Es war ein großartiges Fest mit Gottesdienst, Kaffee, Kuchen, Abendessen und einer Diashow über das Leben der beiden. Nach dem letzten Bild der Diashow, ist mein Opa an seinem Platz, vor den gesamten feiernden Gästen, zusammengebrochen. Doch trotz sofortiger eingeleiteter Erste-Hilfe-Maßnahmen konnte der eintreffende Notarzt nur noch seinen Tot feststellen.
Im Jahr 2008, als ich 22 Jahre alt war, bekamen wir einen Anruf aus der Firma meines Vaters. Mein Vater hatte einen Krampfanfall und wurde in ein Krankenhaus eingeliefert. Meine Mutter und ich haben uns sofort auf den Weg nach Stuttgart ins Krankenhaus gemacht. Diese Autofahrt werde ich nie vergessen, das Radio war aus und wir haben bis zur Ankunft im Krankenhaus kein Wort geredet. Es war eine unheimliche Stille, da wir bis zu diesem Zeitpunkt nicht wussten, was uns nun erwarten wird. Es hat sich herausgestellt, dass mein Vater einen Tumor hinter dem rechten Ohr hatte und dieser einen epileptischen Krampfanfall ausgelöst hatte. Dieser Tumor konnte operativ entfernt werden, leider kamen die epileptischen Anfälle immer wieder. Die Epilepsie blieb leider bestehen, konnte jedoch mit Medikamenten, bis zum heutigen Zeitpunkt eingestellt werden.
Als ich nach dem Gymnasium meine Ausbildung, als Fachkraft für Veranstaltungstechnik, begann und so richtig in das Leben starten durfte, lief alles wie geplant. Ausbildung bestanden, einen großartigen Arbeitgeber, danach einen Ausflug in die Selbständigkeit und wieder zurück in die Anstellung. Ich durfte europaweit bei verschiedensten Veranstaltungen und Messen mitarbeiten, großartige Menschen kennenlernen und viel erleben. Bis im Jahr 2017 ein nächtlicher Anruf, einer meiner damaligen Kollegen, diese Zeit vollkommen verändern sollte. „Jens komm bitte schnell, hier ist etwas passiert“, waren die Worte auf meiner Mailbox. Es kam bei einem Abbau einer Veranstaltung, zu einem tödlichen Arbeitsunfall. Leider musste hier ein unschuldiger junger Mensch sterben.
Ab diesem Zeitpunkt habe ich mir oft die Frage gestellt, warum mir das Leben diese Punkte zutraute. Ich durfte Menschen kennenlernen, für die sich meine Geschichten wie ein „Horrorfilm“ anhörte. Doch für mich waren diese Ereignisse im Nachhinein kein „Horrorfilm“, sondern sie halfen mir, mich mit dem einen Leben noch tiefer auseinander zu setzen. Mein Leben zu hinterfragen, was wirklich wichtig ist. Ich durfte in dieser Zeit meinen christlichen Glauben an Jesus Christus neu kennen und schätzen lernen. Hier habe ich gelernt, das Leben vom Ende her zu leben. Es wird jeden von uns einmal treffen, niemand von uns weiß wann. Deshalb möchte ich Menschen wertschätzend entgegentreten, denn Wertschätzung ist in meinen Augen der größte „Mutmacher“ in unserer Gesellschaft. In meinen Augen beginnt Wertschätzung damit, anderen Menschen Zeit zu schenken und sich für Geschichten von anderen Menschen zu interessieren. Das ist auch ein Grund dafür, warum es auf dieser Homepage die persönlichen „Mut-Mach-Geschichten“ zum Lesen gibt.
Mir ist auch bewusst, dass man über den Glauben lange und ausdauernde Diskussionen führen kann. Ein Zitat von C.S. Lewis hat es mir jedoch leicht gemacht mit Jesus unterwegs zu sein:
„Das Christentum hat keinerlei Bedeutung, wenn es nicht wahr ist. Wenn es aber wahr ist, ist es von unendlicher Bedeutung. Was es nicht sein kann, ist von mäßiger Bedeutung.“
Für die Zeit bis und während den „Mut-Mach-Tagen“ wünsche ich mir mutmachende Gespräche mit vielen Menschen. Ermutigende Geschichten mit und über das Leben.
Ich wünsche mir von Herzen, dass wir „Gemeinsam Gemeinschaft schaffen“.
Liebe Grüße Euer
Jens Kreutzer
Jana Teubner
Meine persönliche Reise im Jahr 2024
Ich möchte Euch auf meine persönliche Reise dieses Jahres mitnehmen.
Vor Jahren wollte ich mich bei der DKMS registrieren, aber ich muss ehrlich gestehen das ich immer wahnsinnige Angst hatte vor einer Beckenkamm Entnahme. Was heute aber nur in zehn Prozent der Fälle gemacht wird.
Meine Schwester ist schon viele Jahre bei DKMS registriert und probierte mich immer zu ermutigen dies auch zu tun.
Als ich mich immer intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt habe, war ich tatsächlich geschockt und zugleich auch traurig.
Mir war nicht bewusst das nicht nur Erwachsene, sondern auch so viele Kinder an Blutkrebs erkranken.
Dann habe ich Anfang des Jahres dazu entschlossen mich zu registrieren. Ein paar Wochen später erreicht mich die Nachricht von DKMS “ Frau Teubner sie kommen als Spenderin in Frage“ .
Ich weiß gar nicht mehr was mir alles durch den Kopf ging. Ich zitterte am ganzen Körper, mir war schlecht und zugleich hatte ich wahnsinnige Glücksgefühle.
Nach einer Blut Untersuchung und einer ausführlichen Voruntersuchung stand fest, ich habe ein Match.
Bei mir konnte eine Stammzellspende durchgeführt werden!
Meine Gedanken drehten sich auf einmal nur um meinen Empfänger, was muss das wohl für ein Gefühl sein, wenn der Anruf kommt “wir haben ein passendes Match gefunden“.
Ist das nicht wie Geburtstag, Weihnachten und Ostern in einem?
Ich wurde in der Zeit vor und nach der Spende super von DKMS begleitet und in der Entnahmeklinik wurde mir jeder Wunsch von den Lippen abgelesen.
Meine Familie und Freunde fieberten und freuten sich von Tag eins an mit mir mit.
Ich wurde auf einmal als Heldin bezeichnet, selbst fühle ich mich nicht als Heldin aber ich fühle
Zufriedenheit und stolz.
Jeder der sich registrieren lässt kann stolz auf sich sein, auch wenn er oder sie nie seinem genetischen Zwilling spenden kann, denn dann geht es eurem genetischen Zwilling gut und ist gesund.
Ich freue mich das ich etwas Gutes tun konnte und meine Angst überwunden habe.
Durch meine Geschichte konnte ich ein paar Menschen ermutigen diesen Schritt auch zu gehen und ich hoffe das es noch viele weitere tun.
Fazit aus dem ganzen ist, egal welche Art der Spende gemacht wird, man muss sich vor Augen führen das der Mensch am anderen Ende viel mehr ertragen muss.
Ich kann nur eins sagen “ JA“ ich würde es jederzeit wieder tun.
Ich hoffe und wünsche mir das mein Empfänger alles gut überstanden hat und eine neue Chance auf ein gesundes Leben bekommt.
Alexandra und Susanne Funk beim alljährlichen "Nierengeburtstag"
Frühjahr 2015, alles läuft super.
Mein Mann hat vor kurzem seinen 50. Geburtstag mit vielen tollen Gästen gefeiert, die 18-jährige Tochter ist mitten im Abitur-Fieber und hat für Herbst schon eine FSJ-Stelle in Aussicht. Ich möchte mich beruflich verändern und wieder mehr arbeiten. Gemeinsam haben wir zum erfolgreichen Abschluss unserer Tochter Alexandra eine USA-Reise geplant.
Doch von einem auf den anderen Tag wird sich einiges ändern.
Es ist der 23. Mai, als unsere Hausärztin anruft und uns mitteilt, dass Alexandra sofort zur Notaufnahme ins Krankenhaus kommen soll. „Ich habe bereits mit dem diensthabenden Arzt gesprochen, die Nierenwerte ihrer Tochter sind so schlecht, dass es sich bestimmt um einen Laborfehler handelt, aber packen sie mal eine Notfalltasche für ein paar Tage ein.“
Erst einmal Schockzustand! Wir wussten, dass es Alexandra in letzter Zeit nicht so gut ging. Bestimmt der Abi-Stress. Deswegen die Blutabnahme bei der Hausärztin. Wenn sie von der Schule kam war sie müde und schlapp und im Leichtathletiktraining brachte sie kaum mehr Leistung. Das Ganze zog sich, wie wir im nach hinein feststellten, auch schon über 2 Jahre. Immer wieder muskuläre Probleme, einen niedrigen HB-Wert und fehlende Fitness. Aber wer denkt da an etwas Ernstes?
Nach einer Woche Krankenhaus war klar, dass es was Ernstes war. Wie sagte der Oberarzt: „Sie braucht ein Nierenersatzverfahren, Dialyse oder eine Transplantation und canceln sie ihren Urlaub. Fahren sie nach Hause, trinken sie ein Glas Wein mit ihrem Mann und reden darüber, wer bereit wäre ihrer Tochter eine Niere zu spenden.“
Ich denke nicht nach – ich bin sofort bereit, mein Mann auch.
Das ist jetzt 9 Jahre her und alles ist gut gegangen. Ich konnte unserer Tochter ohne größere Probleme eine meiner Nieren spenden. Darüber sind wir sehr dankbar. Sie hat erfolgreich ihr Master-Studium in Medizintechnik beendet und macht wieder mit Begeisterung Leichtathletik. Darüber hinaus konnte sie auch schon mehrere Deutsche und sogar Weltmeistertitel bei den Transplantierten-Meisterschaften in verschiedenen Disziplinen gewinnen. Darauf sind wir alle sehr stolz und ich denke, dass darf man auch sein.
Dieser Schicksalsschlag hat uns als Familie enger zusammengeschweißt. Es hat uns aber auch gezeigt, wie wichtig es in so einer Situation ist nicht alleine zu sein. Unsere Familie und unsere Freunde haben uns unterstützt und begleitet. Und, dass man nie die Hoffnung aufgeben darf.
Wir haben dadurch auch viele neue Freundschaften und Bekanntschaften geschlossen. Viele, die ein zweites
Leben durch eine Organspende erhalten haben. Ihre Lebensfreude und ihren Mut zum Leben stecken uns immer wieder an.
Auch wir wollen Mut machen nie aufzugeben und dankbar zu sein für jeden neuen Tag, den wir gemeinsam erleben dürfen.
Susanne Funk
„Wir wünschen uns ein zweites Kind“, so lautet der Eintrag in unserem Buch für Gebetsanliegen aus dem Januar 2015.
Unsere Mut-Mach-Geschichte beginnt, wie so oft, mit einem Rückschlag. Im Januar 2015 jährt sich der Wunsch nach einem zweiten Kind, doch es sieht nicht gut aus. Einige Monate zuvor hat der Frauenarzt Miri hormonelle Probleme bestätigt und nebenbei bemerkt, dass es schon ein Wunder sei, dass wir überhaupt unser erstes Kind bekommen hätten. Die ersten Zyklen der Hormonbehandlung und Einsprung-regulierender Spritzen liegen bereits hinter uns, nur gebracht hat diese Therapie wenig – und das soll sich auch in den nächsten Monaten nicht ändern.
Die Traurigkeit über diesen Zustand und die Sorge, dass unsere kleine Tochter für immer Einzelkind bleiben sollte, trüben in dieser Zeit, wie dunkle Wolken, unseren Alltag. Dann, in einer Bibellese Mitte März, liest Miri die Geschichte von Hanna die im Tempel Gott ihr Leid klagt und verzweifelt weint. Auch sie kann nicht schwanger werden. Doch Gott erhört Hannas Gebet und schenkt das lang ersehnte Kind. Miri fasst neues Vertrauen in Gott und legt ihm in einem intensiven Gebet erneut ihre Situation vor die Füße.
Was folgt, ist für uns bis heute, eines der deutlichsten Eingriffe Gottes in unser Leben. Am darauffolgenden Tag, einem Sonntag, spricht ein Gastprediger in unserem Gottesdienst. Er kennt weder uns noch unsere Situation. Doch er eröffnet seine Ansprache mit der Erklärung, er habe vor der Anreise zu Gott gebetet und Gott hätte ihm ein Wort für die Gemeinde gegeben, welches er weitergeben solle: „Gott möchte einer oder mehreren Frauen in der Gemeinde sagen, dass er wie bei Hanna ihr Gebet gehört hat und ihren Herzenswunsch – ein Kind zu bekommen – erfüllen wird.“ Das sitzt.
Emotional aufgewühlt befragen wir alle Pärchen in der Versammlung, die vielleicht gemeint sein könnten – nur um auf Nummer sicher zu gehen. Doch wir bleiben die Einzigen. Hatte Gott hier gerade deutlich zu uns geredet? Um das herauszufinden, stellen wir uns dem Glaubensexperiment. Hanna hatte ein Jahr nach ihrem Flehen im Tempel den kleinen Samuel dabei. War dies wahres Reden Gottes, so sollten wir in einem Jahr ebenfalls die Früchte unseres Glaubens sehen. Wir setzen die Medikamente und Hormone ab.
Gute zehn Monate später dürfen wir Tom und Jona in unserer Familie begrüßen. Gott war treu, er hat nicht nur unsere Gebete erhört, sondern auch die unserer kleinen Tochter:
Sie erbat sich direkt zwei Geschwister.
Heute, einige Jahre später ist unsere Familie auf 6 Personen gewachsen. Der letzte Zugang geschah völlig problemlos, quasi auf Anhieb. Ein Novum für unsere Familienplanung – eben wie bei Hanna, denn auch sie bekam nach Samuel noch weitere Kinder.
Familie Höferlin
Helmut Bruckner (links) und Marcus Ziegler bei der Weinlese in Kleinbottwar.
Eine neue Zeitrechnung
Vor zweieinhalb Jahren hat Markus Ziegler aus Murr seinen genetischen Zwilling getroffen, dem er Stammzellen gespendet und so das Leben gerettet hat. Seither sind die Familien zusammengewachsen.
Es ist nicht selbstverständlich, dass ich hier sitze", sagt Helmut Bruckner. Doch genau das tut der Mann aus der Steiermark an diesem Spätsommertag. Er sitzt in einem Garten in Murr - und freut sich auf die nächsten Tage, die vor ihm liegen.
Heute ist Tag 2696 der neuen Zeitrechnung. Nein, es ist nicht selbstverständlich, dass Helmut Bruckner hier sitzt. Er hatte Leukämie. Blutkrebs. Eine Stammzellenspende rettete ihm das Leben. Es war die Spende von Marcus Ziegler aus Murr, in dessen Garten Helmut jetzt sitzt. Gemeinsam mit seinem genetischen Zwilling. Die beiden Männer haben sich vor knapp zweieinhalb Jahren zum ersten Mal getroffen. Ein Blind-Date, denn zuvor hatten sie sich nur anonym schreiben können. Die Sperrfrist nach einer Stammzellenspende, also bis die Daten von Spender und Empfänger veröffentlicht werden dürfen, beträgt in Österreich, wo Helmut Bruckner herkommt, fünf Jahre. In Deutschland sind es lediglich zwei Jahre.
Lange hatten die beiden also auf dieses Treffen hingefiebert. "Weißt ja nicht, wer da herkommt", sagt Helmut Bruckner heute.
Doch es passte sofort.
Das erste Treffen fand in einem Hotel am Wilden Kaiser in Österreich statt. Die beiden wurden Freunde, ja, eigentlich mehr als das. Irgendwie sind sie wie Brüder. Genetische Zwillinge eben. Dass sie damals, als sie sich das erste Mal sahen, sogar fast die gleichen Klamotten trugen, darüber staunen und lachen beide heute noch.
Und über viele andere Kleinigkeiten, in denen sie sich so ähnlich sind - angefangen davon, dass beide mit einer blonden Frau verheiratet sind bis zur Tatsache, dass zu beiden Familien jeweils zwei Teenager-Söhne gehören. Sogar Corona hatten sie fast zeitgleich - obwohl sie einander in der Zeit gar nicht getroffen hatten. Einzig die Sprache will nicht so recht passen. Schwäbisch und Steirisch sind eine Herausforderung. Aber eine lösbare.
Unzählige Male haben sich Marcus Ziegler, heute 50 Jahre alt, und sein genetischer Zwilling Helmut Bruckner, 52 Jahre, seit dem ersten Kennenlernen getroffen. Mal in der Steiermark bei Helmut, mal im gemeinsamen Urlaub mit den Familien, mal bei Marcus in Murr. Da war Helmut auch vergangene Woche wieder zu Besuch. Es hat sich gut einrichten lassen und er ist mit dem Zug aus der Steiermark hergefahren. Denn er wollte schon immer mal bei der Weinlese im Schwabenländle mitmachen.
Überhaupt arbeiten die beiden bei ihren Treffen die Wünsche ab, die Helmut vor dem ersten Treffen in seinen Briefen formuliert hat. Sie haben gemeinsam ihre Geburtstage und Silvester gefeiert, waren gemeinsam Skifahren, waren beim VFB und bei den Handball-Damen der SG BBM Bietigheim, waren gemeinsam Tennis spielen. Das Match ging für Österreich zwar haushoch verloren. "Aber das war ein Spaß!", sagt Helmut lachend. Deshalb sind weiterer österreichisch - deutsche Tennis - Begegnungen geplant.
Dass er all das machen kann, dass er endlich wieder fit ist, bis dahin war es ein langer und schwerer Weg. Die Nachricht, an Blutkrebs erkrankt zu sein, war das eine für den Vater zweier kleiner Kinder. Die Zeit nach der Transplantation das andere. So einfach die Spende der Stammzellen für Marcus ablief, so hart war es für Helmut. "Das ist kein Kindergeburtstag", sagt er.
So lapidar das erst einmal klingt, so deutlich sind Helmut Bruckners Worte im Anschluss. Wie sehr ihn die Zeit mitgenommen hat, kann man nur erahnen, aber es sprudelt förmlich aus ihm heraus. Die Chemos, die krassen körperlichen Reaktionen, eine Schlaganfall-Vorstufe, Wasser im Körper, Zittern... "alle Zustände". Der Steirer wog nur noch 59Kilo, schluckte täglich eine Handvoll Tabletten. "Du bist zwischen Sein und Nicht-Sein, weißt nicht was passiert."
Irgendwann nach der Stammzellenspende - nach Tag X, nach der neuen Zeitrechnung - ging die Kurve dann nach oben. "Aber du bist körperlich am Semmerl." Als er endlich aus dem Krankenhaus nach Hause kam, ist er erst einmal nur gelegen. "Ich habe richtig gemerkt, wie ich ausgesaugt wurde und der Körper arbeitet." Vieles dauerte noch Monate, teils Jahre.
Nichts war mehr selbstverständlich. "Die Medikamente machen einen anderen Menschen aus dir." Das betrifft vor allem auch die Familie. "Die haben die Hölle mitgemacht", sagt er. Aber sie haben es geschafft.
"Auch wenn es nicht rosig war. Es gibt ein Leben danach. Und du kannst alles machen."
In diesem Leben hat sich Helmut Bruckner zurückgekämpft. Er hat das Fahrradfahren wieder gelernt, er treibt Sport, imkert, besucht seinen genetischen Zwilling in Deutschland...Es ist Tag 2696 von Helmut Bruckners neuen Zeitrechnung. Er sagt: "Alles gut soweit." Und wieder: " Es ist nicht selbstverständlich, dass ich hier sitze."
Foto: Werner Kuhnle / Bericht: Sandra Lesacher
Bei unserer Mut-Mach-Geschichte müssen wir zeitlich ein wenig zurückgehen. Wir stellen uns vor, es ist das Jahr 2020, Corona ist in Deutschland angekommen und wir befinden uns alle im Lockdown.
Meine Frau Anke und ich (Jens) sind beide in der Veranstaltungsbranche tätig. Die Auftragsbücher unserer Arbeitgeber waren von heute auf morgen leer, nichts ging mehr.
Jens war ab Mitte März 2020 in 100% Kurzarbeit, Anke arbeitet über Wochen im Homeoffice und baut Überstunden ab, bis ihr Arbeitgeber im Juni auch die Kurzarbeit angemeldet hat. Wir gehen davon aus, dass es bis mindestens Anfang 2021 keine großen Veranstaltungen geben wird und wir bis dahin mit weniger Geld auskommen müssen.
Oder vielleicht noch länger. Jael (damals 4 Jahre) merkt man an, dass ihr der Kindergarten fehlt. Der Tagesmutter von Noa (damals 10 Monate) mussten wir kündigen. Den Kontakt zu diesen wichtigen Personen können wir nicht auffangen, auch nicht das Programm und die Erfahrungen, die Jael im Kindergarten machen sollte.
Dafür haben wir aber kein Problem mit der Kinderbetreuung, sind gesund, haben ein Haus mit einem großem Garten, freuen uns über das fast immer tolle Wetter und die Natur.
Und vor allem genießen wir die intensive Zeit mit unseren Kindern, für die zwischen Arbeit, Kindergarten, Tagesmutter und Sport oft zu wenig Zeit ist.
Wir versuchen jeden Tag das Positive zu sehen und sind Gott unendlich dankbar dafür.
Am Ende war Jens knapp zwei Jahre mit 100% Kurzarbeit zu Hause und Anke konnte zum Glück nach einem knappen Jahr die Arbeit wieder aufnehmen.
„Wir glauben es hat jeden getroffen – jeden anders“
Für diese Zeit sind wir unheimlich dankbar, da uns als Familie wieder bewusst wurde, auf was es im Leben ankommt. Zusammensein, Zeit haben, Zeit schenken, Glücklich sein und jeden Tag aufs Neue zu genießen.
Wir wünschen uns für die Mut-Mach-Tage, dass dieses Gefühl viele Menschen erreicht um „Gemeinsam Gemeinschaft schaffen“ zu können.
Wir freuen uns auf viele tolle Geschichten und Gespräche.
Jens, Anke, Jael, Noa und Naemi Kreutzer